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Was ist CBASP?

Das „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy" (CBASP) ist ein relativ neues Behandlungsverfahren, das von Prof. James P. McCullough Jr. (2000, 2006; deutsche Version: Schramm et al., 2006) von der Virginia Commonwealth Universität, USA, entwickelt wurde. Es ist bis heute weltweit der einzige Therapieansatz, der speziell für chronisch (d.h. seit mindestens zwei Jahren ununterbrochen) depressive Patienten und Patientinnen konzipiert wurde.

Auch wenn der Name dies nahelegen könnte ist CBASP keinesfalls nur eine Variante eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Verfahrens, der Ansatz versteht sich vielmehr als integratives Modell und berücksichtigt dabei wichtige psychologische Theorieansätze:

  • Piaget's Theorie der kognitiv-emotionalen Entwicklung

  • Kiesler's Modell zur Interpersonellen Theorie

  • Skinner's Erkenntnisse zur Bedeutung des operanten Lernens

  • Pawlow's Modell des respondenten Lernens

  • Bandura's Theorie sozialen Lernens

  • Seligmann's Modell der erlernten Hilflosigkeit

Grundannahmen

Das CBASP geht davon aus, dass bei chronisch Depressiven eine Entwicklungsblockade vorliegt. Diese ist eine Folge von Misshandlungen (sexuell, physisch und psychisch), früher Verlusterfahrungen oder chronischer Vernachlässigung. Die dynamische Interaktion von Person und Umwelt ist durch diese interpersonell traumatisierenden Lebenserfahrungen gestört. Soziale Interaktionen verlaufen infolgedessen unbefriedigend und werden zunehmend vermieden.

Die Betroffenen bleiben im kognitiv-affektiven Bereich auf einem präoperativen Entwicklungsstadium (im Sinne von Piagets Entwichklungstheorie) stehen. Es kommt zu Fertigkeitendefiziten im kognitiven und im sozialen Bereich, so dass Entwicklungsaufgaben und Lebensbelastungen nicht adäquat gemeistert werden können und es wiederholt zum Scheitern kommt.

Menschen, die an einer chronischen Depression leiden, lassen sich durch die folgenden kognitiven Vulnerabilitäten charakterisieren:

  • ein chronisch niedriger Selbstwert,

  • eine generalisierte Hoffnungslosigkeit,

  • Gedächtnis- und Erinnerungsprobleme,

  • die mangelnde Fähigkeit zum genauen Beobachten und zur Selbstwahrnehmung sowie

  • eine mangelhafte Erfahrungsverarbeitung.

Therapeutisches Vorgehen

Zu Beginn liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf den situationsbezogenen und interpersonellen Vermeidungsstrategien von chronisch Depressiven. CBASP geht davon aus, dass es notwendig ist Patienten beizubringen, ihre Lebensprobleme aus einer Person x Umwelt Perspektive zu sehen. Das bedeutet, dass die Patienten lernen müssen, dass Sie immer in einem Austausch mit ihrer Umwelt stehen. Solange die Vermeidung zwischenmenschlicher Situationen nicht überwunden wird, gibt es keine emotionale Veränderung der chronisch depressiven Stimmung. Erst dann kann es zu Verhaltensänderungen, persönlicher Bestärkung und zu einer Verbesserung der dysfunktionalen Emotionsregulation kommen.

Die wichtigsten therapeutischen Techniken des CBASP sind zum einen spezifische Situationsanalysen und daraus abgeleitete Verhaltenstrainings zum anderen interpersonelle Strategien zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung. Alle drei Komponenten können bei entsprechender Anwendung zu kognitiv emotionalen Entwicklungsschritten führen. Diese bringen den chronisch depressiven Patienten auf ein besseres Funktionsniveau und ermöglichen es ihnen, mit einer funktionaleren Selbststeuerung ihr Leben zu gestalten.

Situationsanalyse

Mit Hilfe der Situationsanalyse lernen Patienten eine kausale Beziehung zwischen eigenen Verhaltens- und Denkmustern und den jeweiligen Konsequenzen herzustellen.

In der Therapie werden demnach Situations- und Bedingungsanalysen erstellt. Mit deren Hilfe werden automatische persönliche kognitive und affektive Muster zu erkennen versucht, deren tatsächliche Konsequenzen analysiert, erwünschte Alternativen entwickelt und schliesslich sozial kompetentes Interaktionsverhalten trainiert und erprobt.

Interpersonelle Strategien

Im Rahmen der interpersonellen Strategien wird eine auf die Bedürfnisse chronisch Depressiver adaptierte Rolle des Therapeuten realisiert. Dazu gehört, den Patienten und Patientinnen zu helfen, zwischen alt vertrauten dysfunktionalen Beziehungsmustern und dem Verhalten des Therapeuten oder anderer Personen zu unterscheiden und negative Interaktionsmuster dadurch zu verändern.

Therapeuten und Therapeutinnen engagieren sich auf disziplinierte, verantwortungsvolle Weise persönlich (auch konfrontativ) in der therapeutischen Beziehung, um so in den Sitzungen Übertragungsprozesse zu fördern und gezielt interpersonelle „hot spots" anzugehen, Veränderungen zu ermöglichen und Modellwirkungen zu nutzen.